Titanic - Collide with destiny
1997 - Buch und Regie: James Cameron - Mit Kate Winslet als Rose und Leonardo DiCaprio als Jack

Titanic - einer der besten Filme aller Zeiten

Am 14. April 1914 versinkt das "größte bis dahin von Menschen gebaute bewegliche Objekt",
die "Titanic", zusammen mit 1500 Menschen in den kalten Fluten des Nordatlantiks.
Der Untergang muss damals meterhohe Schlagzeilen gemacht haben,
denn selbst meine Oma - damals 3, heute 93 Jahre alt - kann sich noch daran erinnern.

James Cameron hat mit seinem gleichnamigen Film ebenfalls ein Werk der Superlative geschaffen.

Kitschig oder romantisch? Grauenvoll schlecht oder genial?
Die Meinungen über diesen Film gehen weit auseinander.
Für einige (z. B. Regisseur Robert Altman) der schlechteste Film aller Zeiten,
für viele jedoch ein Kunstwerk.

Objektiv betrachtet ist "Titanic" nicht nur der Film, der die höchsten
Eiinspielgewinne aller Zeiten verbucht hat - 1,8 Milliarden Dollar -,
sondern auch der mit den meisten "Wiederholungstätern" unter den Kinobesuchern.
Nebenbei gewann er 11 Oscars und hatte die meisten Oscar-Nominierungen - 14 - aller Zeiten.

"Millionen Fliegen können nicht irren?"

Ich kenne Leute, die sind nur deshalb nicht in den Film gegangen, weil "alle" reingingen.
Ich kenne diese Haltung. Ich selbst bin aus dem gleichen Grund nicht in "Harry Potter" gegangen.

Als Titanic herauskam, ging ich eigentlich auch nur rein, weil ich gehört hatte,
dass James Cameron das echte, kurz vorher gefundene Wrack der Titanic in 70 mm gedreht hatte.
Das war für mich Grund genug. Nebenbei:
Die Produktion dieser Originalaufnahmen allein hat schon 2 Millionen Dollar verschlungen,
für einen in Deutschland produzierten Spielfilm wäre das schon viel.

Dass das Drei-Stunden-Epos so erfolgreich war, hat wohl mehrere Gründe:

Die geschichtliche Dimension des Stoffes:

Der Untergang der Titanic hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine ähnlich traumatisierende Wirkung
auf die Psyche der Weltgesellschaft wie der 11. September 2001 auf die westliche Welt von heute.
So nehme ich an, dass eine Hollywood-Aufarbeitung des 11. Septembers schon wegen des Stoffs
das Potential hätte, Menschen in Scharen in die Kinos zu locken.

Die technische Umsetzung:

Die Produktion von "Titanic" war eine 200-Millionen-Dollar teure Materialschlacht:
Das an 163 Drehtagen aufgenommene Material hatte eine Gesamtlauflänge von 12 Tagen
(400.000 m x 70 mm)
An der Postproduktion waren 17 Special-Effects-Firmen beteiligt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, waren die Spezial-Effekte
von "Titanic" ihr Geld wert!

Die Story:

Die Story enthält publikumswirksame Elemente zu Hauf:
Zum einen die Dramatik der tatsächlichen Ereignisse um das Ende der Titanic,
zum anderen eine Liebesgeschichte "Jack und Rose" à la "Romeo und Julia".
Und dann ist da noch die beruhigende Botschaft, dass auch stinkreiche Leute
Pech haben können oder dass man Liebe mit Geld nicht kaufen kann
oder dass Geld allein nicht glücklich macht -
alles Fakten, an die sich weniger reiche Leute immer wieder gerne erinnern lassen.

Am intensivsten umgesetzt in der Szene, als Jack zu einem Dinner in der 1. Klasse eingeladen ist.
Er gerät an Rose's Mutter Ruth, die ihn verachtet und als Passagier der 3. Klasse blosstellt:

Kellner zu Jack: How do you like your caviar, Sir?
Jack: No caviar for me, thanks, never did like it very much.
Ruth: And where exactly do you live, Mr Dawson?
Jack: Right now my address is the RMS Titanic, after that I'm on God's good humour.
Ruth: And how is it you have means to travel?
Jack: I work my way from place to place. You know, tramp steamers and such. But I won my ticket on Titanic here at a lucky hand at poker. A very lucky hand.
Archie: (ein Passagier) All life is a game of luck!
Cal: (Roses Verlobter) A real man makes his own luck, Archie. Right, Dawson?
Jack: Hm!
Ruth: And you find that sort of rootless existence appealing, do you?
Jack: Well, yes, ma'am. I do. I mean ... Got everything I need right here with me. Got air in my lungs and a few blank sheets of paper. I love waking up in the morning not knowing what's gonna happen. Or who I'm gonna meet, where I'm gonna wind up. Just the other night I slept under a bridge. Now here I am on the grandest ship in the world having champagne with you fine people. I figure life's a gift and I don't intend on wasting it. You never know what hand you're gonna get dealt next. You learn to take life as it comes at you, to make each day count.
Molly: Well said, Jack!
Archie: Hear hear!
  [Rose hebt ihr Glas und nimmt Blickkontakt mir Jack auf:]
Rose: To making it count!
(die Runde) To making it count!

Der Einsatz der Musik:

Die Titelmusik ist ein Ohrwurm und hat uns etwa ein Jahr begleitet
wie die Lobpreisungen von Multifunktionssägen im Baumarkt.
Doch doch, die Musik ist schon gut. Aber mehr als das:
Musik und Bild passen perfekt zusammen.

Beispiele:

Als Rose den Kopf hebt, um zum ersten Mal zur Titanic aufzublicken,
wird das mit einem Musikakzent unterstrichen.

Die Off-Stimme der alten Rose sagt:
"Outwardly I was everything a well brought-up girl should be, inside I was screaming."
Es folgt ein Umschnitt auf den Schornstein und das dröhnende Schiffshorn symbolisiert Roses Schrei.

Delphine, die vor der Titanic herschwimmen springen im Takt der Musik aus dem Wasser.

Als Jack Rose zeichnet, sind seine Augenbewegungen mit der (Klavier-)Musik synchronisiert.

Die Not-Signal-Raketen feuern im Takt zur Musik.

Der Film endet mit dem Traum der alten Rose, die in Gedanken noch einmal ihrem Jack begegnet.
Dann setzt der Titelsong ein, gesungen von Céline Dion,

Every night in my dreams
I see you, I feel you ...

... der immerhin dafür sorgt,
dass man den 7 Minuten 20 dauernden Abspann freiwillig noch ganz anguckt.

Die Bilder:

Auch mit der "Fotografie" des Films backt James Cameron keine kleinen Brötchen.
Beim ersten Kuß der beiden am Bug des Schiffes im Sonnenuntergang
ist die Romantik allerdings ziemlich dick aufgetragen.
Leute, die Bilder von Caspar David Friedrich
(1774 - 1840, bedeutender Maler der Romantik) kitschig finden,
werden die romantisierende Umsetzung als zuviel des Guten empfinden.

Ich finde sie einfach nur "schön".

Der Macher:

James Cameron ist ein hartnäckiger Perfektionist mit Visionen.
Er hat einmal gesagt:
"Du wirst immer 20 Erbsenzähler und 20 Logistiker um dich herum haben, die dir sagen,
dass man dies oder das nicht machen kann. Das heißt aber nicht, dass es nicht trotzdem geht."

James Cameron hat das Buch geschrieben und Regie geführt.
Als die Produktionskosten davonliefen, hat er auf seine Gewinnbeteiligung verzichtet.
Lieber weniger Geld als Kompromisse machen zu müssen, welch sympathische Einstellung!

(Für Cameron gab es allerdings hinterher auch finanziell ein Happy End:
Als Entschädigung für die Aufgabe seines Gewinnanspruchs
zahlte 20th Century Fox Cameron später freiwillig 100 Millionen Dollar)

Camerons Gesamtleistung kann man nur ehrfürchtig anerkennen.
Wer den Film kritisiert, ohne selber bewiesen zu haben,
dass er nur annähernd Ähnliches schaffen könnte,
ist ein schlechter Verlierer.
Ich verbeuge mich vor einem der größten Filmemacher aller Zeiten..

Der Hype
Um die Titanic entstand der gleiche Hype, wie vorher um Dinosaurier und jetzt um Harry Potter.
Offensichtlich hat der Film eine weitere Werbung nicht mehr nötig,
und deshalb können die Urheberrechtsinhaber auch unfreundliche Absagen
auf freundliche Anfragen schreiben:

Dear Mr. von Aichberger:

Thank you for your request dated April 24, 2002 about licensing material from Twentieth Century Fox Film Corporation ("Fox"). Fox has reviewed your request and does not approve your use of any Fox copyrighted materials. In addition, you are not allowed to publish screenshots from the DVD. Because this decision was made based upon internal, and thus confidential, Fox policy, we are not at liberty to discuss the details of the decision. Please rest assured however, that your request was given serious and thoughtful consideration. Please fax any future requests to the Clip Licensing department at (310) 369-4647.

Thank you again for your interest in Fox properties and good luck with your project.

Sincerely,
Deborah M.


Auf Nachfrage teilte mir Deborah M. allerdings mit:

Per the Fox Clip Licensing Department, we have no objection to your using the "official Titanic banners" available on "www.titanicmovie.com" for your homepage.

Also, hier ist er, der offizielle Titanic Banner:

Titanic
Offizielle Homepage: www.titanicmovie.com
InternetMovieDataBase: www.imdb.com/Title?0120338 (Rating: 7,0/10)